Ich bin Sauer
Am Morgen pünktlich losgefahren, für Parkplatzsuche und pünktliches Ankommen beim Kunden. Eine der Pädagoginnen begrüßt mich und zeigt mir, wo ich meine Sachen lassen kann. Also Jacke, Schuhe – in Kinderinseln herrscht ja Hausschuhpflicht. Im U3-Bereich sowieso. Als ich fertig bin, werde ich gebeten erst zur Führungskraft zu gehen. Dort angekommen erklärt diese mir, dass meine Stadt die gelbe Phase, also Stufe 2, ausgerufen hat. Das heißt für alle Kinderinseln zurück zum eingeschränkten Regelbetrieb. Wir überlegen zum einen, was wir mit der heutigen Hospitation machen und zum anderen, mit dem geplanten Teamtag. Wir entscheiden gemeinsam, dass ich jetzt wieder gehe, für den Teamtag beraten wir uns noch mit anderen Personen. Ich mit den Kolleginnen, sie mit ihrem Arbeitgeber. Nächste Woche werden wir miteinander telefonieren. Sie fügt dann noch dazu, dass sie aus einer gut unterrichteten Quelle gehört hat, dass die Zahlen weiter steigen werden. Wenig Hoffnung auf Eindämmung. Mit diesem Wissen gehe ich also schon um kurz nach neun in die Schreibstube.
Auf dem Weg zum Auto kriege ich eine ziemliche Wut auf all die Pappnasen da draußen, die durch ihr Verhalten dafür sorgen, dass zum zweiten Mal in diesem Jahr meine Aufträge drohen storniert zu werden. Am liebsten würde ich diesen Pappnasen meine finanziellen Ausfälle in Rechnung stellen. Als ich beim Auto ankomme, wünsche ich all diesen Menschen nichts Gutes.
Ratlos
In der Schreibstube angekommen, wundert man sich, dass ich schon da bin. Hatte den Vormittag ja freigenommen. Ich murmle was von Ampelphase gelb. Gehe zu meinem Arbeitsplatz. Da bekomme ich dann eine Mail von einer anderen Kinderinsel, was denn mit heute abend wäre, weil…. Uff. Okay, ich muss mich mal mit jemand besprechen. Auf zu den Kolleginnen, erzähle ihnen was los ist, und was jetzt tun. Ich fühle mich grad etwas überfordert. Wir merken, wir brauchen grad alle Bedenkzeit. Im Lauf des Tages kommt dann die Chefin zu mir. Wir besprechen die nächsten Monate. Zum Thema Ampelphase bekomme ich eine deutliche Anweisung. Stufe 2 – keine Hospitationen mit Kinderkontakt. Team ja. Phase 3 – versteht sich von selbst, dass sich dann die Vorort-Termine erledigt haben.
Online
Telefonisch kläre ich mit der Kinderinsel ab, dass wir den Termin am Abend verschieben und diesen online nachholen. Ich bekomme einen Zugang für eine Onlineplattform. Wir wechselten von Anbieter A zu Anbieter B.
Für meine Honorartätigkeit werde ich mir auch einen Zugang holen.
Neue Infos
Die Kollegin, die mir die Mail schrieb, dass sie da was wüsste, steht vor meiner Tür. Unsere Unterhaltung dauert länger. Länger, weil sie vor zwei Wochen noch einen Job hatte. Jetzt sieht es so aus, dass sie mit mir geht. Eigentlich wollte sie mir ihren Job anbieten. Mir rutscht raus, dass ich schon auch mit den Gedanken spiele mich aus dem sozialen Bereich zu verabschieden. Sie hatte das schon mal gemacht. Zwischendurch mal was anderes gemacht. In unserem Gespräch wird uns beiden klar, dass wir gerne in der Beratung bleiben möchten. Wir sind uns nur noch nicht ganz sicher, was wir mit unseren zusammengetragenen Erkenntnissen jetzt machen. Vielleicht finden wir ja noch eine Lösung. Vielleicht muss es auch noch ein wenig reifen.
Abends staue ich mich durch den Berufsverkehr. Hole noch Getränke. Nehme da auch ein Frustbier mit. Fahre in die Nachbarstadt ins Einkaufszentrum. Dort hat es alle Läden, die ich sonst einzeln ansteueren müsste. Apotheke, Tierfutterhändler, Drugstore, Bioladen. Beim Toilettenpapier überlege ich kurz, ob ich noch eine zweite Packung…
Zuhause gibt es selbstgemachte Hamburger, dazu ein dunkles Weizen.